Interview mit Hochzeitsfotograf Martin Elsner

Martin Elsner

Kennengelernt habe ich Martin auf einer Hochzeit in Schleswig-Holstein. Martin war der engagierte Hochzeitfotograf und da ich an diesem Tag nicht nur Gast war, sondern ebenfalls voll ausgerüstet fotografiert habe, heftete ich mich an seine Fersen und wir haben gemeinsam eine tolle Hochzeit begleitet. Über diesen Tag hinaus sind wir in gutem und freundschaftlichem Kontakt geblieben. Ich freue mich deshalb sehr, dass ich Martin in meinem Gastbeitrag-Interview mit Fragen rund um Hochzeiten und die Hochzeitsfotografie löchern darf.

Fangen wir mit unserem gemeinsamen Fotografieren auf der Hochzeit an. Solange das Budget stimmt und die Fotografen gut zusammenarbeiten, erhält man durchaus verschiedenen Blickwinkel ein und desselben Moments. Sind zwei Fotografen auf einer Hochzeit Deiner Meinung nach eher vorteilhaft oder führt das häufiger zu Problemen als zu guten Ergebnissen?

Ich fotografiere zu 98% alleine Hochzeiten, daher kann ich die andere Seite tatsächlich kaum beurteilen. Alles hat aus meiner Sicht Vor- und Nachteile:

Vorteile: Man kann sicher den einen oder anderen Moment einfangen, den man alleine nicht realisieren kann, wenn z.B. Braut und Bräutigam das Getting Ready an zwei verschiedenen Orten machen.

Sofern man ein eingespieltes Duo ist oder den anderen Fotografen (m/w/d) kennt, kann dies durchaus Spaß machen und man kann sich ggf. auch kleine Aufgaben geben, die fotografisch zu lösen sind. Den Aspekt finde ich spannend. Ungünstig finde ich am Tag der Hochzeit wenn zwei Fotografen aufeinander treffen, man sich nicht absprechen möchte, und jeder sein Ding durchziehen möchte.

In den meistens Fällen ist ein einzelner Hochzeitsfotograf sicherlich ausreichend. Wie finden Brautpaare Dich und hast Du Tipps für Hochzeitspaare die auf der Suche nach einem Fotografen sind?

Ich werde klassisch über Google und Social Media gefunden bzw. aufgrund Empfehlungsmarketing von anderen Brautpaaren. Mein Tipp: etwas recherchieren im Netz, Social Media, Bekannte fragen. Dann ggf. einen oder mehrere Fotografen kontaktieren, kennenlernen und wenn es zwischenmenschlich passt zuschlagen sofern auch die Bildsprache passt

Gibt es besondere Merkmale, an denen Paare einen unseriösen Hochzeitsfotografen erkennen?

Unseriös ist ja Auslegungssache. Ich persönlich würde halte nicht bei Ebay Kleinanzeigen nach Dienstleistern gucken, was aber nicht beinhaltet das jmd. unseriös ist. Ich glaube persönlich kennenlernen, skypen, telefonieren, Social Media hilft um jmd. einschätzen zu können.

Mit dem seit Jahren wachsenden Trend einer großen Hochzeitsfeier steigt auch der Bedarf an guten Fotografen. Was kostet ein Hochzeitsfotograf im Durchschnitt? Gibt es Deiner Meinung nach einen Mindestpreis und ein Limit?

Hmm die Königsfrage! Limit kenne ich nicht, genauso wie ein Mindestpreis. Für jede Zielgruppe an Kunden gibt es den entsprechenden Dienstleister. Die einen können und wollen nicht mehrere Tausend Euro ausgeben, auch für diese gibt es passende Fotografen am Markt, bis hin zu den „Elitären Kreisen“.

Damit die Kommunikation zwischen Fotograf und Brautpaar am Tag der Hochzeit stimmt: Wie wichtig ist es für Dich, dass die Chemie zwischen Dir und dem Paar stimmt?

101% Die Chemie muss passen. Zu einem um den Brautpaar Sicherheit zu geben, damit sich das Brautpaar an dem Tag nicht Gedanken um Dienstleister machen muss. Und zu anderem damit die gegenseitigen Erwartungen auch erfüllt werden.

Hast Du auch schon Paare abgelehnt, weil die Chemie so gar nicht stimmte?

Ja aber das kam erst ein zwei mal vor. Ich glaube über den Bereich der Website und Social Media definiert man zum Teil schon seine gewünschte Zielgruppe.

Welche fünf Fragen haben die Paare am häufigsten beim gemeinsamen Kennenlernen?

Wie lange dauert ein Paar Shooting?
Wie läuft so ein Tag mit dem Fotografen ab?
Was bekommt man fürs Geld?
Welche Fliege werde ich tragen? ;)
Bleibst du auch noch auf ein Bier? (lacht)

Angenommen es funkt zwischen dem Brautpaar und Dir als Fotografen: Welche Fragen sind dir wichtigsten? Was musst Du unbedingt vom Brautpaar erfahren?

Wie stellt sich das Paar den Tag grundsätzlich vor?
Was sind die Erwartungen an mich.
Gibt es etwas ganz Bestimmtes was ich nicht vergessen darf zu fotografieren? (Wie zum. Großeltern etc , wobei das für mich selbstverständlich ist)
Wohin gehen die Flitterwochen?
Wie ist euer Zeitplan am Hochzeitstag?

Ist es hilfreich, dass Du den Kontakt zu den Trauzeugen herstellen kannst? In wie weit ist das eine Hilfe am Hochzeitstag?

Am Hochzeitstag finde ich gut zu wissen, wer für mich Ansprechpartner ist um mich über geplante Aktionen zu informieren. Damit möchte ich nicht das Brautpaar behelligen. Das Paar soll den Tag genießen und mir nicht organisatorische Fragen beantworten.

Immer häufiger haben Bräute genaueste Vorstellungen von den Fotografien und Motiven die sie sich von der Hochzeit versprechen. Wie gehst Du mit so konkreten Wünschen um? Ist das eher Fluch oder eher Segen?

Ich sage immer: Ich kann nur das Fotografieren was man bei mir auf der Website, Social Media oder im Fotobuch sieht. Sicherlich darf man Wünsche äußern, aber sofern dies für mich unrealistisch ist, empfehle ich den Fotografen zu buchen, dessen Bilder die mir zeigen.

Reportage oder Inszenierung? Was liegt Dir mehr?

Reportage mag ich gerne um genau das festzuhalten, was das Paar oder Gäste gar nicht mitbekommen. Aber ganz ohne Inszenierung geht es meistens nicht (Phasen des Brautpaarshootings oder Gruppenbilder)

Wenn es ein Brautpaar-Shooting geben soll, wann sollten Paare diese tageszeitlich einplanen und wie lange darf das Shooting dauern?

Ich persönlich fotografiere gerne zwei kleine Sessions zu zwei verschiedenen Tageszeiten.
Meistens klassisch nach der Trauung und Sektempfang und dann später zum Sonnenuntergang.
Grelles Mittagslicht versuche ich immer zu vermeiden und zeige dies dem Brautpaar auch im Kennenlerngespräch wo die Unterschiede sind.

Gibt es eine Tageszeit, gehen wir einfach mal von den Sommermonaten aus, in denen man besonders schöne Brautpaar-Fotos inszenieren kann?

Im Sommer mag ich es gerne kurz vor Sonnenuntergang.

Was hältst Du von After-Wedding-Shootings?

Mache ich nicht.

Versetzen wir uns zeitlich an den Anfang der Hochzeit - das Getting-Ready -, wie gehst Du vor?

Vor allem pünktlich sein. Am liebsten vor der Visa da sein, sofern gewünscht. Mit der Braut und den Mädels einen Sekt trinken und begleitet von einem entspannten Warming up. Für mich wichtig, Anspannung nehmen. Wenn die Braut etwas benötigt, kümmere ich mich drum.

Oft haben Bräute eine Stylistin die Zuhause oder im Hotelzimmer das Styling übernimmt. Wie dokumentierst Du ein Getting-Ready beim Friseur, Stylisten oder Dienstleister? Darfst Du dort wo Dritte mit im Bild auftauchen ohne weiteres fotografieren?

Ich persönlich habe noch nie miterlebt das eine Visa/Stylistin ein Problem mit fotografieren gehabt hätte. Ich glaube wir verstehen uns ja alle als professionelle Dienstleister am Tag der Hochzeit. Die meisten fragen sogar nach Bildern. Ich werde aber mal drüber nachdenken, dies im Vorgespräch mit anzusprechen.

Wie geht es nach dem Getting-Ready weiter? Wie viel früher bist Du am Ort der Trauung?

So wie es der Zeitplan hergibt. Sofern möglich gerne ca. eine halbe Stunde vorher um die eintreffenden Gäste zu fotografieren. Dies sind ja Momente die klassisch die Braut gar nicht mitbekommt.

Angenommen der Pastor/die Pastorin oder Trauredner/Traurednerin kommt auf Dich zu und erklärt Dir, wie und wann Du fotografieren darfst obwohl das Brautpaar Dir freie Hand versichert hat. Kam das so schon vor?

Ja das kam tatsächlich schon vor. In all den Jahren weniger als eine Hand voll. In der Kirche hat der Pastor/ Pastorin Hausrecht und ich halte mich an die Spielregeln. Meistens gibt es ja einen Grund dafür und der liegt gefühlt zu 99% bei entsprechenden Foto Kollegen/innen, die sich unter aller Sau benommen haben.

Welche entscheidenden Momente der Trauung und der Feier vergehen aus Fotografensicht viel zu schnell?

Aus meiner Sicht die eigentliche Trauhandlung, zumindest bei einer kirchlichen Trauung.

Von Anfang bis Ende: welche Hochzeitsfotos bzw. Hochzeitsmomente sind ein Muss und wie stellst Du sicher, dass sie Dir nicht „entgehen“?

Tatsächlich gute Kommunikation mit dem Brautpaar, Trauzeugen, Geschwistern und den Eltern. Netten Kontakt am Tag der Hochzeit halten, quatschen und ein gutes Verhältnis aufbauen. Bitten, dass man informiert wird bei Aktionen usw.

Zusätzlich mit anderen Dienstleistern unterhalten, wie DJs, Visagistin, Pastoren, Standesbeamteninnen usw. Das macht vieles einfacher.

In Momenten wie dem Einzug in die Kirche oder kurz nach dem Hochzeitskuss wandern die Blicke der Paar oft reflexartig in Richtung Kameras. Oft nicht nur die des engagierten Fotografen. Hast Du Tipps für Brautpaare im Umgang mit „Onkel Bob“?

Der Onkel Bob meint es ja eigentlich nicht böse. Aus meiner Sicht eigentlich nur fehlende Kommunikation. Würde man sagen: Liebe Gäste genießt den heutigen Tag, macht keine Fotos, überlasst das Martin dann wäre alles gut.

(Onkel Bob ist umgangssprachl. Ein Hobbyfotograf aus der Hochzeitsgesellschaft der ununterbrochen mitmischt und auch gerne mal eine Fotobombe darstellt.)

Kommen wir zu Dir: Seit wann fotografierst Du professionell Hochzeiten?

Mittlerweile doch schon so 7 Jahre. (Oh man bin ich alt geworden)

Ich weiß, dass Du vor einigen Jahren von Schleswig-Holstein nach Celle in Niedersachsen gezogen bist. Kann man Dich deutschlandweit buchen oder hast Du Dich auf den Norden festgelegt?

Ich wohne tatsächlich seit 2018 in Celle, fotografiere aber überall. Tatsächlich komme ich immer sehr gerne in das schönste Bundesland der Welt Schleswig-Holstein zurück. Für mich gibt es kaum was Schöneres als an der Küste zu fotografieren. Ich habe aber auch schon in Schottland oder Mauritius fotografiert.

Welcher Hochzeitsmoment hat Dich in Deiner Laufbahn bisher am meisten beeindruckt oder berührt?

Berührt bin ich bei jeder Hochzeit. Gerührt und dann muss ich selber mit den Tränen kämpfen, wenn sich das Brautpaar gegenseitig ernst gemeinte liebevolle Worte sagt. Das ist immer so intensiv und einmalig.

Was war Dein skurrilstes Erlebnis auf einer Hochzeit?

Ein singender DJ auf einer Hochzeit. Unten Ohne Fotos in der Fotobox.

Viele Fotografen haben ein Lieblingsfoto. Quasi DAS Foto. Hast Du bereits so ein Foto geschossen, das Du Dir auch nach Jahren ansehen kannst und 100% begeistert bist?

Ja tatsächlich habe ich so eines, aus meiner Anfangszeit. Aber tatsächlich versuche ich auf jeder Hochzeit immer wieder einen persönlichen Kracher zu landen, der quasi mich und das Brautpaar wegschmettert :-)

Eine letzte Frage: solltest Du heiraten und wir lassen ein Budget außen vor, welchen Hochzeitsfotografen würdest Du engagieren?

Einen Mix aus Björn Lexius, Sam Hurd, Herr & Frau Schmitt und Rossi.

Ich danke Dir für Deine Antworten und freue mich schon auf Deine Ergebnisse aus dem Hochzeitsjahr 2020. (2021)

Werke aus der Fotomanufaktur Elsner:

Fotomanufaktur Elsner